MONIKA GRUBER, 30.11.2010, Hegelsaal, Liederhalle, Stuttgart

MONIKA GRUBER am 30.11.2010 im Hegelsaal, Stuttgart, Foto: Promo

Foto: Promo

A echte bayrische Ratschkathl is se fei scho, die Gruber Moni. Und a pfundigs Madl dazu. Zünftig scherzt sie sich in der ZDF-Anstalt durchs Leben der Stars und Sternchen, der Adligen und Halb-Adligen (CSU), und ist dabei ebenso Kabarett- wie Oktoberfest-kompatibel, bei Verstehen-Sie-Spaß? ebenso wenig fehl am Platz wie in Ottis Schlachthof. Wie a Weißbier geht a Ratschn überall.

Also schnell rein in den Hegelsaal, die roten Novemberbäckchen und klammen Finger anwärmen. Wohl besetzt ist der Saal, bis über beide Galerien bleiben nur wenige Stühle kalt, von Schlichtersprüchen geheinergeißelte Gäste sucht man vergebens.

In langen Lederhosen plus Kommandösenshirt tritt Monika Gruber auf die Bühne, stürmischer Applaus fächert ihr Restfrost entgegen. Ihrem aktuellen Programm „Zu wahr um schön zu sein“ stellt sie, immerhin zum ersten Mal in Stuttgart, einige Bemerkungen voran. Denn zunächst gilt es, dem Publikum pflichtgemäß fürs zahlreiche Erscheinen zu danken und bayrisch-schwäbische Dialektbarrieren ab- bzw. anzugleichen. Und tatsächlich, in den folgenden beiden Stunden voller herzhafter bajuwarischer Schimpftiraden wird es manchmal eng mit der Verständigung. Übrigens die einzigen Unannehmlichkeiten des Abends.

Nach jenen spritzln’den Vorbemerkungen is o’zapft. Bauerstochter Monika Gruber zürnt los. Die erste Watschn kassieren Modenamen für den Nachwuchs, die wie Slipeinlagen klingen, also Melina oder Selina, und die, in damischen Sprüchen wie „Selina on Tour“ vertextet an rückwärtigen PKW-Aufklebern prangen. Ein Aufhänger, der die Richtung des Abends vorausahnen lässt, und für nicht wenige, zum Teil schrille, Lacher sorgt. Die zweite Watschn geht an Lothar Matthäus, Model-affin und damit Platzhalter für das Übermaß unerfüllbarer männlicher Paarungsansprüche, und weil das Single-Leben der gewöhnlichen Frau Ende Dreißig, hier exemplarisch in Gestalt von Monika Gruber, besonders an Weihnachten recht bedrückend ist. Phillip Lahm, das mittlerweile verheiratete Bübchen von nebenan, kriegt die dritte Schelle mit, dazu den Rat, nicht zu fremden Schiedsrichtern aufs Zimmer zu gehen. Dreimal Rütteln am Feigenbaum, schon ist der thematische Rahmen, Geschlechterkampf und Familie, gesetzt.

Was die Familie betrifft, nimmt Gruber die Gäste oft auf eine Rundreise durchs Privatleben mit. Auf den elterlichen Hof, zu Papas 70. Geburtstag, in ihre Kindheit, als Erziehung noch Erziehung war, in eine schlankbeweibte Hochglanzboutique, zu jenem Münchner Friseur, bei dem man noch echten Kaffee und keinen halben Liter aufgeschäumte Milch bekommt (Latte Macchiato). Und auch ins gegenwärtige Leben, das einige Weisheiten birgt. Zuallermeist laufen die knappen, sauwitzig vorgetragenen und vorgespielten Szenen auf die einfachen Werte des Lebens raus, das Glück, die Träume, die man hat, die Wahrheit, die man den Leuten als bayrische Frohnatur um den Satz heiße Ohren haut. Und natürlich auf den gruberschen Feigenbaum, denn Schellen verteilt sie gerne und oft.

Genauso leidenschaftlich bodenständig kümmert sich Monika Gruber um den bekannten wie unerschöpflichen Geschlechterkampf. Männer- plus Frauenklischees werden scharf pointiert, bayrisch-bissig serviert, immerhin ist Brotzeit, die Weißwürschtel müssen dampfen, die Haxn eine fette Kruste haben, die Hendl saftig tropfen. Männer, die im Alter ihre Haare färben, sehen deshalb nicht jünger aus, sondern scheiße, Frauen, die ihr Pferd während der Jugend nicht durch einen Mann ersetzt haben, also Reiterinnen bleiben, sind … Männer müllen ihre Wohnungen zu, Frauen tun das auch, nennen es aber Deko.

Die Gags sind so zahlreich wie die Flüche, durch die rustikale Eckbank weg urig, ordentlich gepfeffert und weitgehend ohne bitteren Nachgeschmack. Gruber singt den Merci-Werbesong, geißelt das Seitenbacher Müsli, mimt den bayrischen Großkopferten, parodiert Berliner Großkotze in schwerem Dialekt, watscht eine sächsische Kassierin und einen flugreisenden Banker ab. Die sich regelmäßig überschlagenden, atemlos ausufernden Gags sind vor allem das, was sie sein müssen: Total witzig. Vielleicht eine Spur zu konform, aber zum scheckig-Lachen.

Monika Grubers Auftritt ist Hausmannskost, die sättigt und nicht allzu schwer im Magen liegt. Hausmannskost, die für jeden was dabei hat, ohne Salatblatt, ohne Firlefanz, ohne Erlebnisgastronomie.
Das kesselt äußerst schmackhaft.
Eine Empfehlung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.