ROX, 23.09.2010, SWR 3 New Pop Festival, Theater, Baden-Baden

Rox

Foto: Steffen Schmid

Als man schon dachte, okay, das Kurhaus war jetzt aber mal eine feine Lokalität, dann wird man im Theater gleich eines Besseren belehrt. Samtbeschlagene Holzklappstühle, barockes Ornament, Kronleuchter. Prachtvoller geht immer. Es werden aber leider keine Trauben während der Vorführung gereicht.

In diesem eher an Mozartaufführungen erinnernden Ambiente tritt also Rox auf, die gerade mit My Baby Left Me einen veritablen Radiohit gelandet hat. Soul ist heute Abend angesagt. Wie auch bei Marina fällt hier der perfekte Sound auf. Zum einem ein Verdienst der professionellen Soundabmischung, zum anderen der extrem tighten Band. Da wackelt gar nix, die können das genauso direkt auf Platte aufnehmen. Nicht nur die Instrumentalisten sind allerdings große Könner. Roxanne Tataeis Stimme klingt nicht, als sei sie knapp über 20 Jahre alt. Ihr souliges Timbre vermittelt den Eindruck, als hätte sie schon 30 Jahre Bühnenerfahrung hinter sich. Routiniert, technisch perfekt, viel Wärme und Gefühl, schon beeindruckend. Auch ihre Bühnenpräsenz zeugt nicht von Schüchternheit. Viel Charisma und Sicherheit strahlt da von der Bühne.
Ihr poppiger Retro-Soul schließt z. Zt. perfekt die Lücke, die eine derangiert vor Paparazzi-Kameras herumtorkelnde Amy Winehouse hinterlassen hat.

Rox

Foto: Steffen Schmid

Dass es mich schlussendlich nicht so richtig packt, liegt wohl daran, dass mir diese Art Soul zu sauber, zu geschleckt rüberkommt. Bisschen Schmutz täte der Musik gut. Was ich mir ebenfalls sehr gut vorstellen könnte wären Bläser. Die würden dem Gesamtsound sehr gut tun, könnten noch paar rhythmische Akzente setzen, gerade bei den Stücken mit Reggae-Anklängen.
Aber das ist wohl eher eine Einzelmeinung, denn die Zuschauer sind sehr begeistert (inkl. unseres Fotografen).
Rox selber ist übrigens eine sehr sympathische Erscheinung. Sie lächelt viel, redet bei ihren Ansagen frei von der Leber weg, und ihr an Professor Brian Cox erinnernder, britischer Akzent ist natürlich super entzückend.

Mal schauen, in welche Richtung die Musik von Rox sich entwickeln wird. Potential ist eine Menge da, ich bin gespannt.

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