ELLIE GOULDING, 24.09.2010, SWR 3 New Pop Festival, Theater, Baden-Baden

Elli Goulding

Foto: Steffen Schmid

So, der frühe Abend war ja schon mal recht angenehm. Hurts, Steinpilz-Knotschi und Schwarzwälder Kirschtorte waren die bisherigen Programmpunkte. So kann man’s aushalten. Ob das der vom Chefhistoriker und messerscharfem Analytiker G.W. postulierte spätrömische, dekadente Lebenswandel ist?

Um halb zehn steht nun Ellie Goulding auf dem Programm, wie Rox gestern im kleinen, aber sehr, sehr feinen Theater.
Da wir zu früh da sind, haben wir die freie Platzwahl und setzen uns oben auf die Empore. Kurz vor Konzertbeginn setzt sich die Ex von Al Gore zwei Stühle links von uns. Wie bitte, das sei Unfug? Zum Beweis bitte hier klicken.

Wie immer auf dem New Pop Festival beginnt auch die junge Britin ihr Konzert auf die Sekunde genau. Ihre Musik ist eine Mischung aus Singer-/Songwriter Pop mit manchmal folkigen Elementen und Soul-Phrasierungen. Eigentümliche Mischung, ich kannte ihr Werk bisher noch gar nicht.
Ihre Stimme wirkt, im Vergleich zu einer Marina, zerbrechlich. Aber zerbrechlich heißt hier nicht dünn oder schlecht, ganz im Gegenteil. Sie kann richtig gut singen, jeder Ton wird auf den Punkt genau getroffen. Für meinen Geschmack zeigt sie in manchen Songs ein bisschen zu sehr, wie gut sie singen kann, was sich dann in etwas überkandidelten Soul-Phrasierungen äußert. Großes Können, aber ihre Musik käme ohne vielleicht besser aus.

Als ein Stück mit Guns’n Roses angekündigt wird, bin ich etwas verblüfft. Heißt dann aber doch Guns And Horses meint die Chefin.
Beim Midlake Cover Roscoe zeigt sie, was für eine gute Gitarrenspielerin sie ist. Feines, schnelles Fingerpicking. Ellie ist kein untalentiertes, schönes Gesicht, das man in die Popwelt geschubst hat. Diese Frau muss viel dafür gearbeitet haben, um zu so einer Qualität gelangt zu sein.
Ihre Bühnenpräsenz ist sehr sympathisch, die Ansagen kommen immer mit einem Lächeln rüber, ihre Bewegungen vielleicht nicht immer hundertprozentig durchchoreografiert. Da konzentriert sich jemand hauptsächlich auf seine Musik.

Elli Goulding

Foto: Steffen Schmid

Um so bedauerlicher finde ich es dann nach einer Weile, dass mich die Musik dann doch nicht so packt. Zwischen sehr schönen Momenten, ertappe ich mich öfters dabei, wie mir die Musik doch zu konturlos wird. Irgendwo im Niemandsland zwischen dem zarten Pop, den ich mag, und radiokompatibler Beliebigkeit.
Das scheint aber eher mein Problem zu sein, die Zuschauer sind begeistert.

Über Your Biggest Mistake und Wish I Stayed gelangt das Set zu einem Duett mit Lissie, wohl einer befreundeten Sängerin, mit der sie zusammen Making Pies besingt. Wobei sich mir die Melancholie der Musik nicht ganz mit dem Titel erschließt. Aber die zweite Miss beweist bei diesem Song ebenfalls welch tolle Sängerin sie ist.

The Writer und Salt Skin leiten dann zu den letzten zwei Songs, die auch kompositorisch nochmal etwas herausstechen: Under The Sheets und Starry Eyed beenden das knapp einstündige Set unwiderruflich trotz heftiger Zugabe- und Ellie-Rufen.

Bleibt für mich das Fazit, eine Stunde lang eine fraglos sehr talentierte Musikerin gesehen zu haben, bei der ich mir nicht sicher bin, an was es genau lag, dass der Funke nicht auf mich übergesprungen ist. Kannte ich die Stücke zu wenig, oder ist ihre Musik einfach so wie sie ist, und ich finde nicht den richtigen Zugang dazu? Die Zukunft wird’s wohl zeigen.

Ein Gedanke zu „ELLIE GOULDING, 24.09.2010, SWR 3 New Pop Festival, Theater, Baden-Baden

  • 27. September 2010 um 12:42 Uhr
    Permalink

    Und Du Dich gleich schamlos an Anke Gore rangeschmissen, jetzt da sie Single ist – oder wer steckt hinter dem Pixel-Kopf?

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