BASEBALL EM DEUTSCHLAND – UKRAINE, 23.07.2010, Reds Ballpark am Schnarrenberg, Stuttgart

BASEBALL EM DEUTSCHLAND – UKRAINE

Foto: bertramprimus

10:0 für Deutschland, Wahnsinn! Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine gewonnen. Bei den Baseball Europameisterschaften im Reds Ballpark am Schnarrenberg der Stuttgart Reds des TV Cannstatts.

Der Gig-Blog ist untertitelt mit „Stuttgarter Konzertblog mit Reviews, Interviews und Zeugs“. Heute ist Zeugs dran, die Baseball EM in Stuttgart. Um es gleich festzuhalten: Ich bin weder Baseballfan, geschweige denn Experte, aber ich habe einen mit dabei. Mein Schwager aus California, selbst zehn Jahre aktiver Spieler. Ideale Kombi, um diesem internationalen Sportevent beizuwohnen und der amerikanischen Sportkultur näher zu kommen.

Baseball kenn die Allgemeinheit (so wie ich) höchstens aus amerikanischen, den Sport  glorifizierenden Hollywoodfilmen (Wikipedia zählt über 70 fiktionale Filme über Baseball) oder – die Älteren unter uns – aus der Kinderserie „Die Bären sind los“. Also recherchiere ich gleich zu Beginn hart und investigativ beim Baseballutensilienhändler, wie lange es Baseball in Europa schon gäbe (je nach Land seit Ende des Ersten oder Zweiten Weltkrieges) und welche Mannschaften denn gut seien (Niederlande und Italien, Deutschland sei je nach Form im guten Mittelfeld). Auf die Frage, ob es deutsche Spieler in den Baseball-Leagues geben würde oder gegeben hätte, wurde von deutschen Spielern in den 50ern erzählt, die in der damals noch existierenden Negro League Baseball spielten. Ob das stimmt, weiss ich nicht, aber es klingt schön skurril. Wie auch immer, heute gibt es knappe 30.000 aktive Baseballer.

Doch nun schnell noch einen Hamburger und ein Bier organisiert (Pflicht bei diesem Sport, wahlweise Hot Dogs), gleich ist offizielle Eröffnung der EM durch OB Schuster und US-Army Brigadier General Robert Ferrell, die den First Pitch werfen. Das macht man wohl traditionell so, Herr Schuster durfte sogar dieses Jahr bei seinem Besuch in New York zum First Pitch beim Spiel zwischen Saint Louis Cardinals gegen die New York Mets antreten. Schön skurril.

Der strömende Regen hat aufgehört und die Tribüne ist mit 500 Zuschauern halb voll, immerhin, denn schön ist das Wetter nicht. Die Mannschaften betreten das Feld und die Nationalhymnen werden geträllert (Experte Alex: “It´s the first time for me, that I listen to two hymns in a baseball stadium.”), dann beginnt das Spiel / die Spielregellehrstunde. Grob verstehe ich das alles: der Pitcher (Werfer) wirft den Ball zum Batter und der schlägt Ball möglichst weit ins Spielfeld oder darüber hinaus, so dass er und seine Mitspieler einmal ums innere Spielfeld (Infield) an den Bases zur Homebase herumrennen können. Das wird dann gezählt und heißt Run. Es gibt neun „Runden“, Innings gennant, in denen Runs gesammelt werden können – wer am Schluss die meisten Runs verzeichnen kann, hat gewonnen. Mehr verrate ich jetzt nicht, und so viel mehr weiss ich auch nicht und für diese verfälschende und verkürzte Wiedergabe des Regelwerkes werde ich wahrscheinlich ohnehin von den Fans mit Baseballschlägern bedroht werden. Wobei diese (ich meine die Fans) mir mit am meisten Spaß machen: aus ganz Deutschland angereist (z.B. Dortmund, Ostwestfalen oder Sportfotograf Eisenhuth (aus Solingen) mit voller Begeisterung dabei. Überhaupt gefällt mir die entspannte Atmosphäre sehr gut: es ist zwar ständig was los auf dem Spielfeld, aber man muss auch nicht bei jedem Pitch unbedingt voll dabei sein.

Aufgelockert wird das ganze durch einen anscheinend sehr kompetenten Stadionkommentator und (in Personalunion?) Stadion-Jingle-DJ, der je nach Spielsituation kurze Songs, Geräusche oder sonst was anspielt: Pirats Of The Caribbean, Van Halen, MC Hammer, Benny Hill, Marcus´ „Ich will Spaß“, AC DC etc. „You need a good sense for which music to play if a foul ball hits a tree“, meint Alex. Recht hat er, die musikalische und in dieser ausgeprägten Form in den USA nicht übliche Untermalung ist geradezu virtuos – und skurril, selbstverständich.

Ach ja, das Spiel: Ukraine beginnt mit dem Werfen und im ersten Inning schafft Deutschland vier Runs, das ist absolut phänomenal und ist vielleicht vergleichbar mit einem Hattrick. Deutschlands Top-Pitcher Martin Dewald beeindruckt sogar meinen Experten, aber der Mannheimer spielt auch am Georgia College & State University. Später gelingt auch noch ein Double Play, ebenfalls selten genug (sagt mein Experte). Und weil die Begriffe alle so nett sind – hier sind sie (fast) alle: Run, Hit, Error, Strike, Ball, Foul Ball, Strike Out, Foul Out, Fly Out, Ground Out, Double Play. Und ein Pitcher kann folgende Würfe (Pitches) zu Anwendung bringen: Fast Ball, Curve Ball, Change Up, Knuckle Ball, Slider, Riser, Sinker. Herrlich.

Am Schluss gewinnt Deutschland mit 10:0. Dabei muss man wissen: Die Ergebnisse im Baseball sind zahlenmäßig die dem Fußball relativ ähnlich. Also ist das ein sehr hoher Sieg, auch wenn Ukraine sicherlich kein starker Gegner war.

Abschließend möchte ich meinen nicht anwesenden badischen Schwager nicht unerwähnt lassen, der skurrilerweise auch zehn Jahre Baseball spielte, allerdings nicht in L.A., sondern in Achern. Verrückte Welt.

8 Gedanken zu „BASEBALL EM DEUTSCHLAND – UKRAINE, 23.07.2010, Reds Ballpark am Schnarrenberg, Stuttgart

  • 25. Juli 2010 um 20:18 Uhr
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    Cool. Ich bin seit meinem Kalifornien-Urlaub baseballmäßig bissle auf den Geschmack gekommen. Waren bei den San Diego Padres und es war klasse.

  • 26. Juli 2010 um 10:45 Uhr
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    Lieber Bertram, gar nicht übel deine Zusammenfassung! :-) Nur eine Kleinigkeit: Ein Ergebnis wie 10 zu 0 mag in der MLB selten sein, auf Europa-Ebene bzw. deutschlandweit ist das ein absolut typisches ergebnis, da das Niveau nicht so ausgeglichen ist. In der MLB profitieren sie von einem einzigen Fehler des Gegeners; hier wird die gegnerische Mannschaft gerne mal „auseinandergepflückt“. Aber nur so am Rande.

  • 26. Juli 2010 um 11:53 Uhr
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    Alex ist eher Major League Baseball (MLB) gewöhnt als die europäische Baseball-Kultur ;-)

    Und als Blogger muss man natürlich zuspitzen, polarisieren und knallhart formulieren!

  • 26. Juli 2010 um 14:03 Uhr
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    schönes „zeugs“… – und, dass unsere schwager baseballer sind, war mir tatsächlich auch noch nicht aufgefallen ;-)

  • 29. Juli 2010 um 22:37 Uhr
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    wenn hier schon von baseball-vergangenheiten die rede sein soll, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass im köpfert die schwäbische baseball-version anno 1980 mit hilfe eines tischbeins vom aktuell stattfindenden sperrmüll erfunden wurde.
    die base stellten die sperrmüll-haufen dar. und die örtlichen jahreswagenbesitzer mit dem stern bangten um ihr heiligs blechle. hach ja, das waren noch zeiten!

  • 30. Juli 2010 um 08:54 Uhr
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    @sebi: ja, das waren die unbeschwerten Tage der Kindheit (Schmalzpathos,).
    Und der Plastikkühlergrill der roten Ente ging auf meine Kappe.

  • 30. Juli 2010 um 16:34 Uhr
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    my two cents:
    dem schwager aus aachern ist vermutlich das „schwipp“ abhanden gekommen. ob das beim baseball hilft ist eine andere frage, aber auf so ein „schwipp“ sollte man doch unbedingt bestehen. denn, um mit herrn primus‘ worten zu sprechen, es ist doch sooo „schön skurril“.
    oder entgeht bei dem ganzen geheirate mir da etwas wesentliches?

  • 3. August 2010 um 09:12 Uhr
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    Nachtrag – der Baseballutensilienhändler hatte richtig getipp, hier die ersten drei Plätze nach dem vorgestrigen Finale:

    1. Italien
    2. Niederlande
    3. Deutschland

    Für Deutschland sei das seit 35 Jahren das erste mal, dass der dritte Platz erreicht wurde. Und das in Stuttgart, heidenei ;-)

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