ROYAL BANGS, 21.04.2010, Schocken, Stuttgart

Royal Bangs

Foto: Steffen Schmid

Hmm, was sind denn so Anzeichen, dass man alt wird? Vom körperlichen Verfall jetzt mal abgesehen. Vielleicht, dass man sich plötzlich überteuerte Krawatten kauft, sich von S-Bahn-Musikanten genervt fühlt, oder so langsam eine Indie-Allergie an sich festzustellen glaubt? Wahrscheinlich gar nix von alle dem, hätte ich auch vor 20 Jahren genauso abliefern können (ok, Krawatte nicht, keine Kohle). Man wird’s wohl eher daran festhalten können, dass die Blogeinstiege immer verkrampfter und an den Haaren herbeigezogener werden. Kreativitätsmangel, das Gehirn ausgepresst wie eine Zitrone, ein kalter, erloschener Stern.

Indie-Allergie, darum ging’s mir eigentlich. Aber der Reihe nach: die Mischung aus Champions League Halbfinale der Bayern und paar anderen Konzerten in der Stadt, sorgt wohl dafür, dass die Knoxviller Royal Bangs ihr Konzert ein Stockwerk tiefer im Schocken darbieten. Zum Glück füllt sich der kleine Raum mit der Zeit aber doch noch ganz gut, so dass das Trio gegen 21:45 Uhr loslegt. Was gleich mal auffällt: Es ist laut, und es bleibt laut. Gepriesen seien gut abschließende Ohrstöpsel!

Royal Bangs

Foto: Steffen Schmid

Die Band betourt gerade ihr aktuelles Album Let It Beep, und mixt die Energie und Wucht einer Punkband mit den Melodien einer Indieband. Dazu kommen gerne vertrackte Rhythmen, Uptempo, alles dynamisch am Anschlag und eine nervöse Gitarre, die meist noch eine zweite Melodie neben der Gesangsmelodie spielt, bzw.  diese doppelt, noch mal bzw. auch gerne so an afrikanische Musik erinnernde Arpeggi spielt. Das alles, kombiniert mit der hohen Stimme des Sängers und Keyboarders Ryan Schaefer ergibt ein sehr intensives, dichtes Klangbild, das einem nicht eine Sekunde Ruhe gönnt.
Die Zuschauer gehen mit und sind begeistert. Musikalisch ist das alles ja leider gar nicht mein Fall, da es mir dynamisch zu monoton ist, und ich diese hyperaktiven Gitarren nicht ab kann (mit Vampire Weekend kann man mich jagen, bis ans Ende der Welt), aber Respekt vor gutem Songwriting und einer Band, die alles gibt, habe ich auf jeden Fall. Die sind definitiv richtig gut und sollten vor mehr Leuten spielen, als das hier heute Abend der Fall ist.
Als vorletztes Stück kommt dann endlich auch mal ein Midtempo Stück, welches mir mit seinem Discorhythmus auch gleich gut gefällt. Mehr davon und ich wäre Fan.
Schlußendlich darf die wohlverdiente Zugabe nicht fehlen, und nach knapp 55 Minuten ist dieses hochenergetische Ereignis vorbei, und die Jungs haben sich für weitere Auftritte in dieser Stadt erfolgreich beworben.

Auf dem Nachhauseweg träum ich aber dann doch davon, dass Karen Carpenter nicht tot ist und bald auf Tour kommt, bewerbe mich hiermit offiziell als Schreiber für Supertramp im Oktober in der Schleyerhalle, und schau gleich mal, ob man auf facebook Fan von SWR 1 werden kann.
Also doch alt geworden, sehr alt…

4 Gedanken zu „ROYAL BANGS, 21.04.2010, Schocken, Stuttgart

  • 22. April 2010 um 09:00 Uhr
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    Kalte erloschene Sterne können auch zu Neutronensternen werden. Die haben eine enorme Dichte und hohe Anziehungskraft… ;-)

  • 22. April 2010 um 10:14 Uhr
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    @Bjoern: oder ein schwarzes Loch…
    Mist, erst jetzt eingefallen: statt hyperaktive Gitarre wäre ADHS-Gitarre besser gewesen.

  • 22. April 2010 um 13:22 Uhr
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    Pulsare sind doch auch total schön, spektakulär und elegant. Blink Blink Wie Leuchttürme. Wenn ich es mir aussuchen könnte, ich wäre lieber ein majestätischer Pulsar als so ein chaotischer Baby-Sternhaufen. :(

  • 22. April 2010 um 13:41 Uhr
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    @Πλειάδες: ihr wart ja früher eines meiner Lieblingsobjekte wenn ich in den Sternenhimmel geglotzt habe. Alles ok so im Sternbild Taurus?

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