NEBULA, 16.02.2010, Röhre, Stuttgart

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Foto: Korbinian Hiltl

Nachdem bereits ein Interview mit Nebula auf Gig-Blog zu lesen war, absolviert das Power-Trio heute in der Stoner-erprobten Röhre eine Show, als Support stehen die Stuttgarter Ants On Earth auf der Bühne. Zu dieser Band – die, wie der Sänger uns wissen lässt, auch „Ameisen auf der Erde“ genannt werden kann – gibt es zu berichten, dass sie das Rad nicht neu erfunden haben, dafür aber ganz ordentlich spielen können. Die obligatorische Einflussanalyse ergibt bei mir und Kollege Lino das gleiche, wenig überraschende Ergebnis: Kyuss, Down und logischerweise schwebt der Geist von Black Sabbath über dem Quintett. Für eine Vorband sind die Jungs recht lange auf der Bühne, und holen zum Ende hin noch einen Gastsänger ins Boot. Hoffen wir, dass die Tour mit Nebula noch weitergeht für die Ameisen, denn das steht heute noch nicht genau fest. Passen würde das soundtechnisch auf jeden Fall.

Zu Nebula gibt es noch zu berichten, dass die Band auch schon weit über zehn Jahre im Geschäft ist und sich das Personalkarussell schon ordentlich gedreht hat. Ein uns bekannter Ruben Romano von The Freeks hat hier auch schon mitgemischt. Eine weitere Verbindung kann zum “ Master Of Reality“ Chris Goss geknüpft werden, der schon als Produzent für die Band tätig war. Der Ritterschlag für die Combo liegt schon eine ganze Weile zurück, dürfen sie sich doch zu dem exklusiven Kreis derer zählen, die auf dem (mittlerweile bankrotten) Frank-Kozik-Label „Man’s Ruin“ eine schnieke 10″ veröffentlichten. Das Label ist für „Stoner-Rock“ fast so wichtig gewesen wie Black Sabbath und Jamaican Lambswool.

Die Dudes betreten kurz nach Rückzug der Vorband in der leider immer noch nicht voller gewordenen Röhre in szenetypischen Outfits die Bühne und rocken ordentlich los. Zum Besucheransturm sei kurz erwähnt, dass wir von Bands wie Witch und The Freeks aus erster Hand erfahren haben, dass in Städten wie Hamburg oder selbst Los Angeles unter der Woche kaum mit gefüllten Clubs gerechnet werden kann. Ein Pluspunkt für unsere Hauptstadt, über die Harry Rowohlt mal sagte, ausgehend davon, dass wenn er in Stuttgart leben würde, er niemals ohne sichtbaren Stadtplan das Haus verlassen würde, damit man ihn nicht für einen Einheimischen hält. Nett.

Gleich zu Beginn verschießen die hageren Amis einiges an Pulver. „Giant“, der einzige von ca. vier Hits, die mir bekannt sind, wird heute Abend gespielt – ein Stück, dass der Band hoffentlich schon ordentlich Kohle in die Portokasse „gespielt“ hat, ist es doch auf dem Soundtrack von irgendeinem, mutmaßlich milliardenfach verkauften Tony-Hawk-Spiel zu hören. Gleich im Anschluss kommt – für mich sehr überraschend – ein Cover vom Iggy&The Stooges Stück „Search&Destroy“ – überraschend deshalb, weil diese großartige Übernummer eindeutig Zugabenmaterial ist. Wer das Lied über einen jungen Kerl mit einem Herz voller Napalm nicht kennt – ändern! Ich könnte hier noch einige Zeilen diesbezüglich ranhängen, lasse aber ein Bild sprechen. Das ist der Rücken von Henry Rollins. Nuff said. Halt, die Nebula-Version hat mich nicht richtig überzeugt, aber auch die von den Chili Peppers (sogar veröffentlicht) kommt nicht in die Nähe des Originals.

Zu bemängeln ist auch mal wieder die Beleuchtung – wenn schon Psychedelic Rock dann bitte aber auch mehr bunte Farben, Geblubbere auf einer Leinwand, oder aber nur um des Guten Willens wegen – eine Lavalampe. Ist das denn so schwer?

Es folgen durchgehend gute, natürlich rockige Stücke mit massig Leads zu denen unser Getränk des Abends (Bier) bestens schmeckt. Gefehlt haben mir natürlich super Stücke wie „Sun Creature“ oder „Anything from you“. Immer wieder ärgerlich wenn Bands die Lieblingsstücke beim Konzert auslassen, habe ich schon viel zu oft erlebt. Mein erklärtes Ziel: Irgendwann via Gig-Blog genug Macht über die Bands zu haben, damit genau das nicht mehr passiert.

Gefallen hat es uns trotzdem mal wieder, ein Ende der New Wave of Psychedelic/Stoner-Rock ist zum Glück noch nicht absehbar.

Die Band hat noch Bedenken bezüglich der Grenzkontrollen in diesem komischen kleinen Land geäußert – Gig-Blog wünscht von dieser Stelle aus viel Glück. Die Bedenken haben nicht mögliche Visa-Problemchen betroffen…

2 Gedanken zu „NEBULA, 16.02.2010, Röhre, Stuttgart

  • 19. Februar 2010 um 16:54 Uhr
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    Hat Spaß gemacht zu lesen. Schon wieder ein gutes Konzert verpasst … schnieff.

    Bezüglich Lavageblubber als Showelement kann ich Dir bei Gelgenheit noch vom Kyuss-Konzert damals in der Rofa vorschwärmen – ätschegäbbele.

    Was mich brennend interessiert, warum das von Dir erwähnte Label eigentlich bankrott gegangen ist. Die Platten müssten doch wie geschnitten Brot weggegangen sein – oder wie belegte Brötchen mit Schnittlauch und Ei und ein bisschen Senf … mit viel Glück Löwensenf oder den französischen mit dem schwarzen Etikett. Und Gürkchen!!!

    Gilt nur noch zu hoffen, dass der Zoll deinen Tipp rechtzeitig vor der Ausreise Nebulas gelesen hat. Wahrscheinlich essen die gerade belegte Brötchen in einem deutschen Knast. Ohne Gürkchen …

  • 20. Februar 2010 um 13:50 Uhr
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    Zu Man’s Ruin: Ich wollte im Jahr des Untergangs (2001 oder 2002) im Onlineshop bestellen und fand dann eine Meldung vor, die ungefähr so aussah: „Tut uns leid, wir konnten die Rechnungen nicht mehr bezahlen und müssen den Laden schließen“. Als Grund dafür habe ich schon diverse Spekulationen gelesen, von Vinyl und Package einfach zu teuer in der Herstellung (Du hast ja selber einige schicke Exemplare im Schrank), bis Kozik habe es einfach nicht mehr auf die Reihe bekommen (Jamaican Lambswool) oder er habe mehr Bock auf Vinyl Toys bekommen als auf Musik, was am wahrscheinlichsten ist, er bringt ja nicht mal mehr seine schicken Poster unters Volk, sondern nur noch verstörende Spielsachen.

    Das mit Kyuss schmerzt immer noch. Könntest Du als einer der damals in den swinging 90s voll in der Szene drin war nicht als Licht-und-Effektetyp bei Psychedelic-Konzerten anheuern?

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