JULIE’S HAIRCUT, 11.10.2009, Kohi, Karlsruhe

JULIE'S HAIRCUT

Foto: Lino

Eines vorweg: meine gig-blog Kollegen sind alle miese Schweine und lassen mich ganz alleine nach Karlsruhe zu den italienischen Indie-Rocksters Julie’s Haircut fahren. Fadenscheinigste Ausreden werden vorgegeben, doch ich kenn den genauen Grund

Im Gegensatz zu meinen anderen favourite italienischen Bands zählen JH musikalisch nicht zu dem von Madame Psychosis erfundenen (und wohl nur noch mir bekannten) „finestrini abbassati“ movement, sondern kommen eher von einem rockigeren, experimentelleren Ansatz. Die Band kommt ja aus Norditalien, wo die Winter trüb und kalt sind und man statt Olivenöl Butter verspeist. Daher wohl auch der Hang zu größerer Schwermut als bei kampanischen und apulischen Bands.
Das Kohi ist ein Verein, den es seit zwei Jahren gibt. Einer der Macher hilft u.a. bei Embryo ab und an am Bass aus und hat wohl auch sonst gute Kontakte zur Krautrockszene, denn, festschnallen, die Band sei ihnen persönlich von Damo Suzuki empfohlen worden. Checker und Auskenner wissen, der Mann war Sänger bei der Ultramegalegende CAN und hat außerdem auch schon mit Julie’s Haircut kooperiert.
Die Jungs hocken derweil in der Kneipe nebenan, wirken ein wenig müde und sind, wie es norditalienische Art ist, reserviert höflich und erzählen mir, dass es die Tage in Brüssel und Eindhoven wohl sehr gut lief, wohingegen heute Abend es wohl eher nicht so toll besucht werden wird. Interessant auch, dass der Kern der Band aus Sassuolo kommt, wo ich irgendwelche Verwandte habe, von denen eine Cousine xten Grades sage und schreibe schon mal „Miss Sassuolo“ war (kein Scheiss!).
Rüber ins Kohi, der Zuschauerandrang hält sich leider in argen Grenzen, weswegen anfangs gleich die Parole ausgegeben wird: „Poca gente? Allora improvisiamo!“ Im wohnzimmerähnlichen Auftrittsraum folgt also kein gewöhnliches Konzert mit ihren Songs, sondern ein langer Jam, der zeigt, was für eine fantastisch gute Band sie sind. Sowas kann furchtbar langweilig werden, kann aber auch elektrisierend und spannend  sein, wenn die Musiker untereinander funktionieren und sich verstehen. Und JH tun das…und wie. Selten was Organischeres gehört, da passt alles. Der meist instrumentelle Psychedelicrock schwillt in einer Perfektion an und ab und ist mit ekstatischen Momenten versehen, dass ich mich zu der gotteslästerlichen Aussage hinreißen lasse, dass die Band wie die perfekte Mischung aus Death In Vegas und Pink Floyd in ihrer „Live at Pompeji“-Phase klingen. Keineswegs altbacken, denn es werden auch Samples und elektronische Beats verwendet. Der Sound ist super und perfekt abgemischt (die Band hat einen eigenen Mixer) und irgendwie scheint alles zu klappen, was sie sich an Improvisationen vorgenommen haben. Die überquillenden Effektboards am Bühnenboden zeigen, dass es ihnen mit ihrer Musik sehr ernst ist, und das hört man auf positive Weise. Kein Amateur-Rock, sondern so klingen wirklich große, gute Bands.
Als es vorbei ist, johlen und klatschen die handvoll Zuschauer, die Band muss grinsen und sich selber beklatschen. Es folgt noch ein Jam mit oben erwähntem Kohi-Mitglied, doch da muss ich leider schon weg.
Definitiv eines meiner Konzerthighlights diesen Jahres neben Orwell, Christy & Emily und I’m From Barcelona. Shame on you Stuttgart, dass niemand diese Band in die Stadt geholt hat (ausgenommen der FFUS; die wollten, sind aber zu klein).

…und übrigens: meine gig-blog Kollegen sind natürlich keine Schweine, sondern die best und loveliest people everever, schwör!

Ein Gedanke zu „JULIE’S HAIRCUT, 11.10.2009, Kohi, Karlsruhe

  • 12. Oktober 2009 um 11:42 Uhr
    Permalink

    Die Grosso-Kiste tut immer noch weh und erst jetzt habe ich bemerkt, wie dumm sich Lahm und Odonkor angestellt haben. Erst kleben sie auf der Torlinie anstatt die Italiener Abseits zu stellen und als Grosso dann den Ball bekommt, rennen sie panisch raus und können somit den Ball nicht mehr auf der Linie klären. What a Hühnerhaufen!

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